Wie schon bei meinen vorherigen Besuchen haben wir auch dieses Mal mit dem gesamten Team der Heritage Academy eine Bildungsreise gemacht: 8 Lehrerinnen und Lehrer waren dabei, der Schulleiter Mr. Thomas, die beiden Köchinnen, der Projektleiter Mr. Boadi und ich fuhren mit dem Schulbus in den 40 km entfernten Ort Techiman, wo wir nacheinander 3 Schulen besuchten.
Unser Ziel war es, nicht nur eine gute Zeit gemeinsam zu erleben, sondern mehr über die Unterrichtsinhalte und Lehrmethoden der Kalakuta Foundation School erfahren zu können. Möglicherweise hätte sich daraus auch eine Kooperation mit dieser Schule ergeben können. Wir waren für alles offen und dankbar, neue Eindrücke sammeln zu können und so unsere eigenen Erfahrungen in der Heritage Academy besser hinterfragen zu können.
Unsere Bildungsreise begann am Sonntagabend, 10. November 2024. Ike brachte uns mit dem Schulbus zu einem sehr schönen Gästehaus. Wir verbrachten einen fröhlichen gemeinsamen Abend in einem kleinen Restaurant, am nächsten Morgen gab es ein leckeres Frühstück – und los ging’s in die Schule.
Rundgang über das Gelände und Klassenbesuche
Wir wurden sehr nett und gut vorbereitet empfangen, durften in verschiedenen Klassen hospitieren und machten einen Rundgang über das Gelände. In der Kalakuta Foundation School gab es leider (noch) keine Bibliothek und auch kein naturwissenschaftliches Labor, sodass wir für unseren eigenen Betrieb keine neuen Vorbilder fanden.
Zum Mittagessen wurden wir in der Schulküche mit leckerem Banku versorgt: Zu dem Teigkloß, der aus gesäuertem Mais- oder Maniokmehl hergestellt wird, gab es eine würzige Sauce, was allen gut geschmeckt hat.
Unser Fazit: Wir sind weiterhin von unserem eigenen Schulkonzept überzeugt
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Heritage Academy in Boabeng wird nicht mit der Kalakuta Foundation School in Techiman kooperieren. Das hängt vor allem mit den unterschiedlichen Schulkonzepten zusammen – denn wir haben uns vergewissern können, dass unsere Methoden für die Bedürfnisse unserer Schulkinder und deren Familien bereits maßgeschneidert sind.
Wir verfolgen ein ganz anderes Konzept und haben ein anderes Menschenbild: Denn wir – und nicht die Eltern! – stellen die Schulregeln auf.
Beispiel 1: In der Heritage Academy dürfen die Kinder beispielsweise in den Pausen schmutzig werden – und wenn sich deren Eltern bei der Schule darüber beschweren, werden sie aufgefordert, die Sachen zu waschen. Dort dürfen die Kinder hingegen in den Pausen nicht spielen und toben, weil ihre Kleidung schmutzig werden könnte oder weil sich die Kinder verletzen könnten.
Beispiel 2: In der Heritage Academy wird auf Englisch unterrichtet und bevorzugt kommuniziert, aber neue Lehrinhalte vermitteln die Lehrkräfte auch zusätzlich in der Landessprache Twi. Sobald sie den Eindruck haben, dass ein Kind etwas nicht auf Englisch versteht, wird gleichberechtigt Twi verwendet. In der Privatschule in Techiman hingegen erklären die Lehrkräfte selten einen Sachverhalt nochmal in Twi und kontrollieren auch nicht, ob es auch alle Schüler verstanden haben.
Beispiel 3: In der Heritage Academy zahlen die Eltern nur ein Fünftel des Schulgelds, was auf der Privatschule in Techiman verlangt wird. Der Grund sind die unterschiedlichen Geschäftsmodelle – in Boabeng arbeitet ein Drittel der Eltern auf einer der Schulfarmen mit, was ihren Kindern den Zugang zu qualifizierter Bildung ermöglicht.
Der Junge namens Blessing ging früher zur Heritage Academy
Am Vormittag des folgenden Tages fuhren wir zur Green Shade International School in Techiman, um einen ehemaligen Schüler zu besuchen: Sein Vater Richard war Mitglied der D.K. Akowuah Memorial Foundation (Kontakt) und vor ein paar Monaten leider gestorben. Daraufhin war die Witwe zusammen mit ihrem Sohn Blessing nach Techiman gezogen.
Blessing ist jetzt 8 Jahre alt. Er staunte nicht schlecht, als wir alle – also 14 Leute – aus dem Schulbus ausstiegen und freudestrahlend auf ihn zugingen. Seine Klassenkameraden und seine Lehrerin waren auch auf den Pausenhof gekommen, um die Gäste aus Boabeng zu begrüßen.
Blessing wurde gedrückt und geherzt, die Stimmen schwirrten durcheinander, alle wollten ihm zeigen, dass er weiterhin zur Heritage Family gehört. Unser kleines Geschenk nahm der Junge überwältigt von so viel Wiedersehensfreude gern an, daraufhin gingen wir mit ihm in seine Klasse.
Und dort übernahm Isaac dann spontan den Unterricht und erzählte den Kindern, woher wir kämen, und fragte, ob sie schon einmal das Affenreservat (Monkey Sanctuary) in Boabeng besucht hätten.
So schnell, wie wir gekommen waren, so schnell waren wir dann um 10 Uhr auch schon wieder weg. Aber das Erlebnis bleibt mir – und wahrscheinlich auch Blessing –noch lange in guter Erinnerung.
Besuch unserer Partnerschule in Techiman
Zum Mittagessen wurden wir in unserer Partnerschule Saviour Educational Complex in Techiman erwartet. Bei meinem letzten Besuch war ich schon mal dort und hatte die Kinder und Lehrkräfte mit meinen selbst gebackenen Waffeln begeistert.
Nach dem Fufu-Essen besuchten wir den Unterricht in einigen Klassen und erfuhren, dass in den letzten Monaten mehr Kinder aufgenommen wurden, um die Schule zu finanzieren – obwohl keine weiteren Räume zur Verfügung stehen. Deshalb findet der Unterricht manchmal sogar auf dem Flur statt, eine schwierige Situation.
Als es dann mit dem Schulbus zurück nach Boabeng gehen sollte, verkündete uns der Busfahrer, dass der Bus kaputt sei und dass er erst noch auf ein Ersatzteil warten müsse. 3 bis 4 Stunden später – es wurde schon dunkel – ging es dann endlich zurück. Die Straße war sehr hügelig, wir waren in eine Staubwolke eingehüllt und wurden auf unseren Sitzen hin- und hergeschüttelt.
Mir war schleierhaft, wie unser Fahrer überhaupt den Bus steuern konnte, da man eigentlich nichts sah und das Licht nicht immer zuverlässig den Weg wies. Aber alle nahmen es gelassen hin – sogar die kleine Eva, die ein Jahr alte Tochter der Lehrerin Justina, blieb während der Fahrt ruhig und ausgeglichen.
Ernsthaft arbeiten und dann ausgelassen feiern
Und dann drehte unser Fahrer die Musik auf! Alle freuten sich, der Bus wackelte noch mehr. Alle haben mitgesungen, geschunkelt und gelacht – was für eine tolle Stimmung! Woher kam nur die ganze Energie nach diesem anstrengenden Tag? Die ausgelassene Freude hielt die gesamte Fahrt über an.
Die Lautstärke drang nach außen, da die Fenster sowieso nicht schließen und zum Lüften dienen. Schließlich lieferte der Fahrer alle Fahrgäste unter lautem Gejohle vor ihren Häusern in Boabeng ab. Unglaublich! Das ist sie – die Heritage Family! Es wird ernsthaft und hart gearbeitet, und dann wieder laut und fröhlich gefeiert! Ich mag jeden Einzelnen von ihnen.
>>> 1. Teil des Berichts von Christina Plettner über ihren Besuch in der Heritage Academy in Boabeng / Ghana (2024)
>>> Unterricht in der Heritage Academy in Boabeng / Ghana (2024)
>>> Schulbücher in der Heritage Academy in Boabeng / Ghana (2024)