Im Oktober 2022 wurden wir zusammen mit den Lehrkräften der Heritage Schule in Boabeng/Ghana eingeladen, eine andere nicht-staatliche Schule zu besuchen: die Joyschool in Sunyani. Hier berichtet Christina Plettner über die Bildungsreise und was wir bei unserem Besuch erlebt und gelernt haben.
Die Lehrkräfte unserer Heritage Academy in Boabeng würden keine Fortbildungen finanzieren können. Deshalb waren sie froh, dass ihnen unser deutscher Förderverein „Bildung schafft Gerechtigkeit e.V.“ den eintägigen Workshop im 80 km entfernten Sunyani ermöglichen konnte.
Aus Berlin hatte ich vorher Kontakt mit Reinhild Zenk aufgenommen. Sie ist die Vorsitzende des deutsch-ghanaischen Fördervereins in Wolfsburg, der die private Joyschool in Sunyani unterstützt. Die Gründerin der Partnerschule bot unseren LehrerInnen einen eintägigen Workshop zum Thema „Interaktives Lernen“ bei der Englischlehrerin an.
Für unser Team war das eine tolle Möglichkeit, nicht nur etwas zu lernen, sondern auch gemeinsame Zeit in diesem Rahmen verbringen zu können.
Mit den Vorbereitungen für die Reise inkl. Übernachtung in einem Gästehaus hatten wir bereits begonnen, nachdem ich im September in Boabeng angekommen war. Eine solche Bildungsreise ist nicht selbstverständlich für unsere LehrerInnen, daher war die Vorfreude besonders groß.
Gehirnentwicklung und wie das Lernen funktioniert
An einem Sonntagnachmittag starteten wir mit einem eigenen Busfahrer, was etwas von einem Betriebsausflug hatte – ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Auch ich freute mich, dabei sein zu können. Manchmal konnte ich aber nicht in das Gelächter einstimmen, denn unsere LehrerInnen wechselten oftmals in die lokale Sprache Twi.
Auf abenteuerlichen Straßen erreichten wir das im Voraus gebuchte Gästehaus. Zum Abendessen fuhren wir in ein Restaurant, wo uns ein gedeckter Tisch mit verschiedenen Speisen erwartete. Das hatte Mr. Boadi, der Vorsitzende des ghanaischen Hilfsvereins, perfekt organisiert.
Es war ein sehr schöner Abend in dieser Gemeinschaft und etwas Besonderes, das Essen gemeinsam einzunehmen. Den Abend ließen wir bei einem Bier im Gästehaus ausklingen.
Am Montagmorgen fuhren wir zur Joyschool, wo uns 15 Lehrerinnen und Lehrer und erwarteten. Der Tagesworkshop begann mit dem Thema „Gehirnentwicklung und wie Lernen funktioniert“, was perfekt an unseren internen Workshop in Boabeng anknüpfte.
Danach probierten wir viele Spiele aus – beispielsweise zum Erlernen der englischen Sprache. Alle waren mit viel Begeisterung und Spaß dabei, und wir lernten uns unbefangen kennen. Eine super Erfahrung.
Vor allem die bunten Fliegenklatschen begeisterten uns, denn damit können die Kinder ihr Reaktionsvermögen verbessern. Die bunten Dinger landeten am Ende auch in unserem Gepäck, denn den Spaß wollten wir unseren Kindern in der Heritage-Schule nicht vorenthalten.
Fortbildung: Ziele und Methoden fürs Unterrichten
Für unsere LehrerInnen war es vollkommen neu, sich zuerst ein Unterrichtsziel zu überlegen und dann nach Methoden zu suchen, wie sie dieses Ziel am besten erreichen können. In Ghana gibt es zwar eine Ausbildung für Lehrkräfte – aber das, was uns Europäern selbstverständlich erscheint, mussten die ghanaischen LehrerInnen erst noch verstehen, lernen und umsetzen.
Zum Mittagessen fuhren wir mit allen 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Schulbus in ein nahe gelegenes Restaurant, das es offensichtlich nicht gewohnt war, so viele Menschen in kurzer Zeit zu bewirten. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und dem Geschick der Ghanaer zu improvisieren, gaben sie uns Tüten mit Mittagessen (Doggy bags) mit.
Am Nachmittag zeigten uns die Lehrkräfte der Joyschool das Gelände und die Räumlichkeiten, die Gebäude sind teilweise mit Solarpaneelen ausgestattet. Wir erfuhren auch, welch großer Vorteil es ist, die Kleinsten des Kindergartens (Nursery) in einem separaten Gebäude unterzubringen. Denn der Lärmpegel ist doch erheblich höher und würde benachbarte Klassen stören.
Die Joyschool ist – wie so viele Schulen in Ghana – eine Privatschule, das Schulgeld zahlen die Eltern der Kinder. Die deutsche Organisation unterstützt die Joyschool, sodass sie auch über die Corona-Zeit hinaus bestehen kann.
>>> Interview mit Isaac Sarkodi, Schulleiter der Heritage Academy in Boabeng / Ghana
Neue Lernmaterialien im Einsatz
Im Vergleich der beiden Schulmodelle bin ich mehr denn je von dem Konzept unserer Heritage-Schule überzeugt. Denn unser Alleinstellungsmerkmal in Ghana ist es, auch Kindern armer Familien eine gute Schulbildung zu ermöglichen.
Als wir wieder zurück in Boabeng waren, probierten die Lehrkräfte einige der im Workshop vorgestellten Spiele in der Heritage-Schule aus. Ich konnte beobachten, dass unsere LehrerInnen das im Workshop gelernte Wissen umsetzten und nach Möglichkeiten suchten, die neuen Lehrmaterialien im Unterricht einzusetzen. Einfach nur toll!
>>> Hier geht’s zu meinem Bericht über das Kiddiefest 2022.