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Marla besucht Schulen in Ghana (1)

Siebeneinhalb Monate in Ghana bedeuten siebeneinhalb Monate Boabeng als mein neues Zuhause. Alles ist vertrauter, gewohnter, intensiver und fester geworden. Es hat sich so viel entwickelt. In der Heritage Schule wie auch in meinem Leben. Ich heiße Marla und war als Volontärin an der Heritage Academy in Boabeng / Ghana. Hier mein Bericht über die Bildungsreise mit Modesta, einer Lehrerin, und dem Projektleiter Mr. Boadi.

Im November 2021 habe ich zusammen mit Modesta eine 12-tägige Bildungsreise gemacht – mit dem Ziel, drei nicht-staatliche Schulen zu besuchen: Wie wird in den großen Städten unterrichtet? Was können wir dazu lernen? Welche Ideen können wir in der Heritage Schule umsetzen? Auch Mr. Boadi, der Projektleiter unserer Schule in Boabeng, begleitete uns.

Weil das teure Reisen für viele Ghanaer/innen keine Selbstverständlichkeit ist, war es auch für mich etwas sehr Besonderes, diese Reise mit Modesta und Boadi antreten zu dürfen.

Mit dem Nachtbus von Nkoranza nach Accra

Für uns drei ging es mit dem viel zu kalt klimatisierten Nachtbus von Nkoranza nach Accra. Neun frostige Stunden später kamen wir endlich in der Hauptstadt von Ghana an, die 350km südöstlich von Boabeng liegt.

Früh morgens gegen fünf Uhr kamen wir in Accra an. Zuerst fuhren wir zu Evelyn, die uns Frühstück machte und beherbergte, bis das Gästehaus zum Check-in bereit war. Ich hatte mich im Bus fett erkältet und schleppte diese Erkältung die nächsten Tage mit mir herum.

Die Tage in Accra waren lang, und die vielen Menschen, vollen Straßen, Begegnungen und Eindrücke machten uns müde. Jeden Tag frühstückten wir bei Evelyn. Wir waren viel mit ihr in der Stadt unterwegs und hatten eine sehr gute Zeit mit vielen Momenten, die mir in Erinnerung bleiben werden.

Ghanaische Ärztin gründete nicht-staatliche Schule

Etwas außerhalb von Accra besuchten wir eine nicht-staatliche Schule, die eine ghanaische Ärztin gegründet hatte. Sie hatte die Not für qualitative Bildung und interaktives Lernen und Lehren erkannt und – statt im Krankenhaus zu arbeiten – innerhalb von mehreren Jahren eine Schule mit Montessori-Schwerpunkt aufgebaut.

Diese Schule hat uns sehr inspiriert und motiviert, auch auf etwas hinzuarbeiten. Unsere Vision: Mit Geduld, Arbeit und neuen Ideen, kombiniert mit Offenheit für Veränderungen wird früher oder später etwas Blumiges resultieren.

Trommelmusik in der Kulturklasse

An einem anderen Tag besuchten wir eine Schule in Jamestown/Accra, die durch Spenden finanziert wird. Der Schulleiter erzählte seine Geschichte und zeigte uns den Pausenhof und die Gebäude.

Aus dem letzten “Raum” konnte ich schon Trommeln hören. Dort angekommen lehnten wir uns in den Türrahmen und waren mitten in der Kulturklasse (culture class), in der die Schülerinnen und Schüler zu live gespielter Trommelmusik eine einstudierte Choreografie tanzten. Das werde ich nie vergessen, denn es hatte so eine Macht und war endlos schön anzuschauen.

Fahrt nach Cape Coast am Meer

Nachdem wir uns von Evelyn und ihrer Familie verabschiedet hatten, ging es weiter nach Cape Coast, das ist die Hauptstadt der Central Region. Hier wird Fante gesprochen.

An diesem Tag sah Modesta das erste Mal in ihrem Leben den Horizont und das Meer. Es war auch mein erstes Mal in Cape Coast und wie eine neue kleine Welt für mich.

Das Leben am Meer war ziemlich anders als das Leben in Boabeng, was ich mittlerweile schon etwas gewohnt war. Die Stimmung, Gerüche und Sprache waren neu. Laute Musik, offene, lustige und herzliche Menschen, die wie überall in Ghana im täglichen Überleben ihren Kopf hoch halten.

Frischer Fisch wurden an den Straßenecken angeboten, es gab auch Kenkey (Klöße aus fermentiertem Reis), Banku (Teigklöße aus gesäuertem Mehl mit Sauce) und Fufu (Brei aus Maniok oder Yams und Kochbananen).

Wir beide machten es uns in einem Gästehaus gemütlich, während Boadi bei einer Familie übernachtete.

Schulkinder in großen Städten und auf dem Dorf

Am nächsten Tag besuchten wir eine kleine nicht-staatliche Schule in Cape Coast, die Kinder sind ähnlich alt wie in unserer Heritage Schule. Ein paar Tage hospitierten wir hier.

Abends redeten Modesta und ich lange über alles Mögliche. Uns war aufgefallen, dass die Schulen in den großen Städten nicht wirklich etwas anders machten als das Lehrerteam in Boabeng. Wir fragten uns, warum es in den Schulen, die wir besucht hatten, dennoch etwas geregelter und ruhiger als bei uns zuging.

Die Antwort darauf war: Das unterschiedliche Umfeld hat einen enormen Einfluss auf ihr Verhalten. Kinder in den großen Städten und von wohlhabenden Eltern leben ein anderes Leben als unsere Kids aus dem Dorf Boabeng. Dies von außen beobachten zu können, hat mehr Verständnis in uns erweckt.

Vergleich der Schulen: nicht besser oder schlechter als in Boabeng

  • In den Städten spielen die Kinder auf einem Steinboden und machen sich nicht dreckig, während in unseren Klassenräumen in Boabeng überall rote Erde auf dem Boden liegt.
  • In den Städten gehen die Kinder sauber nach Hause und werden vor den Fernseher gesetzt, in dem englischsprachige Cartoons gezeigt werden – während unsere Kids nach der Schule im Dorf unterwegs sind, mehr auf sich gestellt. Der Umgang in der Familie kann manchmal hart sein.
  • In Boabeng sprechen die Eltern kein Englisch mit ihren Kindern, aus einem einfachem Grund: Sie können es nicht. Doch warum erwarten sie dann, dass ihre Kinder schon im Alter von 4 Jahren super Englisch sprechen können?

Ich erinnere mich an das, was Kofi aus Boabeng mal gesagt hat:

Wenn ein Kind Akzeptanz und Freundschaft erlebt, lernt es, die Liebe in der Welt zu finden.

Wenn ein Kind Fairness erlebt, lernt es die Gerechtigkeit kennen.

Was ein Kind umgibt, nimmt das Kind in sich auf.

Lasst uns sehr aufmerksam sein, wenn wir von Kindern umgeben sind, weil sie von unserem Handeln lernen.

Kofi aus Boebeng

Neue Erfahrungen motivieren uns für den Unterricht

Modesta und ich haben auf unserer Bildungsreise viel über die Erziehung und den Unterricht von Schulkindern verstanden. Unsere Erfahrungen wollen wir in Boabeng an die beiden anderen Lehrerinnen – Madam Justina und Madam Vida – weitergeben und ihnen Mut, Kraft und Motivation vermitteln.

Was auch noch schön war: In Cape Coast trafen wir eine ganze Truppe aus Boabeng an, die zur selben Zeit wie wir in der Nähe waren. Wir fuhren zusammen in den Kakun Nationalpark und verbrachten den Tag zusammen: Isaac (Co-Gründer und Lehrer), Kofi (Lehrer Daniel), Boadi, Ike und Holy und weitere Bekannte zu treffen war so schön!

Text und Fotos von Marla


Unsere Volontärin Marla war 2021/2022 in der Heritage Schule:
– Erfahrungsbericht über Boabeng/Ghana (2)
– Erfahrungsbericht über Boabeng/Ghana (3)

>>> Christina Plettner berichtet über die Bildungsreise nach Sunyani im Oktober 2022

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