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Christina Plettner besucht die Heritage Academy in Boabeng / Ghana (2021/2022)

So eine Reise nach Ghana will gut vorbereitet sein: Visum beantragen, Nachweise fürs Impfen und Testen bereithalten, alles gut in den Koffern verstauen – auch die zuvor gespendeten Lernmaterialien. Am 28.12.2021 ging es endlich mit schwerem Gepäck los.

Christina Plettner, Vorsitzende des deutschen Fördervereins Bildung schafft Gerechtigkeit e.V. bei ihrem Besuch in Boabeng

Begrüßung: Marla und Evelyn in Accra

Zunächst flogen meine Tochter Luisa und ich in Richtung Istanbul und dann weiter nach Accra, der Hauptstadt von Ghana. Am Flughafen begrüßte uns unsere Volontärin Marla. Das war schon unser erstes Highlight, denn wir hatten uns monatelang auf dieses Wiedersehen gefreut.

Nach kurzem Relaxen im Gästehaus begrüßte uns Evelyn Adedokun – das ist die Vorsitzende der Organisation Women in Focus – herzlich in ihrem Haus. Auch ihre Familie war zur Begrüßung versammelt, das Wiedersehen begann mit einem fröhlichen „Hello“ und „How are you?“, sodass wir uns gleich willkommen fühlten. Evelyn ist ein so herzlicher Mensch!

Mit dem Nachtbus nach Nkoranza

Am Abend fuhren wir mit dem Nachtbus nach Nkoranza, die Fahrt dauerte 9 Stunden. Die Reisebusse der größeren Gesellschaften wie VIP sind recht bequem, so dass wir sogar etwas schlafen konnten.

Mr. Boadi – der Vorsitzende des ghanaischen Fördervereins D.K. Akowuah Memorial Foundation (Kontakt) – hatte uns bereits eine Weiterfahrt von Nkoranza nach Boabeng organisiert, so dass wir nicht lang auf das Taxi warten mussten. Das war nun schon meine dritte Reise nach Boabeng innerhalb von zwei Jahren: Wie vertraut mir doch mittlerweile alles vorkam!

Fröhliches Wiedersehen in Boabeng

Endlich kamen wir in Boabeng an: Die erste Person, die ich nach dem Verlassen des Taxis sah, war „meine“ Afia. Das ist meine Patentochter, die mich sofort anstrahlte! Noch beim letzten Besuch war sie sehr zurückhaltend, aber jetzt kam sie fröhlich auf uns zu.

Wir waren gegenüber von dem Haus ihrer Familie untergebracht. Besser ging es nicht. Denn so konnte ich am Morgen beobachten, wie sich Afia mit ihrem grün gepunkteten Kleid für die Schule zurechtmachte und wie ihre Mutter ihren kleinen Rucksack packte.

Jeden Tag fragten wir das 5 Jahre alte Mädchen: „How are you, Afia?“ Auf Englisch antwortete sie mit „I‘m fine“ – was uns freute, denn in der Vorschule lernt Afia jetzt ja auch Englisch.

Leckeres Essen: Omelett und Yam mit Stew

Unser Zuhause auf Zeit lag inmitten des Dorfes. Dort hat die ghanaische Foundation zwei Zimmer in einem Haus angemietet, in dem wir zusammen mit der kinderreichen Familie des Eigentümers untergebracht waren.

Auch Eileen schlossen wir gleich ins Herz, denn sie versorgte uns mit leckerem Essen wie Omelett und Yam mit Stew, das sie uns morgens und abends in unsere Unterkunft brachte.

How are you? – Fine.

Überall und immer wieder fragen die Menschen nach dem Befinden des anderen. Ob die Antwort „fine“ immer der wahren Befindlichkeit entspricht, bezweifle ich zwar. Aber es ist einfach eine schöne Art und Weise, ins Gespräch zu kommen.

Den Rest der Woche verbrachten wir in Boabeng. Der Silvesterabend verlief recht unspektakulär für uns ab, da wir nicht in die Kirche gingen.

Die Kinder nannten mich Madam Christi

Für mich war es toll, Bekannte von meinen beiden vorherigen Besuchen wieder zu treffen und ihnen meine Tochter Luisa vorzustellen. Ab sofort hatte ich nicht mehr nur eine Tochter, die Leute bezeichneten unsere Volontärin Marla gleich als meine weitere Tochter: Die Mom mit ihren Twins!

Darauf war ich sehr stolz, denn wir drei weißen Frauen müssen ein lustiges Bild abgegeben haben, wie wir durchs Dorf marschierten. Viele Kinder riefen uns laut zu: „Madam Marla“, „Madam Christi“ und „Madam Luisa“.

Kiddifest mit Tänzen und Spielen

Ein absoluter Höhepunkt unseres Besuchs in Boabeng war das „Kiddifest“, das jährliche Schulfest. Kinder und Lehrerinnen zeigten eine sehr gelungene Mischung aus kulturellen Beiträgen, Tänzen und Spielen.

Der Schulleiter Mr. Thomas würdigte die Erfolge der Schule, alle hatten ihren Spaß, und es gab jede Menge zum Essen – wie Jollof Reis mit Hühnchen.

Pünktlich zum Fest hatten die Dorfbewohner eine Tischtennisplatte angefertigt. Sie wurde mitten auf dem Schulhof aufgestellt, und wir spielten in zwei Mannschaften „Ghana gegen Deutschland“.

Vier Lehrerinnen an der Schule in Boabeng

Im Januar 2022 wurde eine weitere, noch in der Ausbildung befindliche Lehrerin angestellt, die die älteren Kinder unterrichtet. Insgesamt sind es also schon 4 Lehrerinnen, die sich um 47 Kinder kümmern: Justina, Vida, Modesta und jetzt neu Florence.

In den folgenden Tagen hospitierten wir während des Unterrichts. Ich war erstaunt, welche enormen Fortschritte die Mädchen und Jungen gemacht haben:

  • Die Kinder sprechen einige Worte Englisch.
  • Sie verstehen einfache Aufforderungen in Englisch.
  • Sie beherrschen das Alphabet und die Zahlenfolge.

Auch konnte ich erkennen, dass die Lehrerinnen ihre Unterrichtsmethoden positiv verändert hatten – mit einem Schwerpunkt auf kreative, praktische und dem Alter der Kinder angemessenen Lehrmethoden.

Eltern bauen Tische und Stühle für die Schule

Es freute mich auch, dass die 3 Klassenräume jetzt Türen haben und mit genügend Tischen und Stühlen ausgestattet sind, die die Eltern aus Holz hergestellt hatten.

Den Kindern stehen ausreichend Schreibutensilien zur Verfügung: Stifte, Papier, Hefte und Schnellhefter. In jedem Klassenraum stehen große Tafeln, auch genügend Kreide ist vorhanden.

Schule in Boabeng: Antrag für staatliche Anerkennung

Das Schulgebäude ist mittlerweile mit Strom versorgt. Es gibt eine Küche sowie landesübliche Toiletten. Das gesamte Schulgelände ist eingezäunt, und den Kindern steht ein Karussell zur Verfügung. Eine Rutsche ist derzeit noch in Arbeit.

Damit sind alle Voraussetzungen für die staatliche Anerkennung der Schule erfüllt. Die Anträge wollten wir an einem Montag im zuständigen Schulamt abgeben, was uns aber erst am nächsten Tag gelang, da an Montagen unregelmäßig gearbeitet wird.

Das ist Ghana. Irgendwann klappt es, es ist nur die Frage, wann…

Richtlinien für den Kinderschutz in der Schule beachten

Ich war sehr glücklich, an einem Meeting der 5 von 6 Gründungsmitgliedern unserer Partnerorganisation teilnehmen zu können. Eine gute Gelegenheit, einander kennenzulernen. Es gab aber auch ein konkretes Anliegen, über das ich mit Mr. Boadi im Vorfeld bereits besprochen hatte.

In Ghana ist es leider immer noch üblich, dass Eltern (und Lehrer*) Kinder auch körperlich bestrafen. Immer wieder hatte ich gehört, dass die Erwachsenen nicht wissen, wie sie es sonst schaffen könnten, dass die Kinder ihnen „gehorchen“.

Daher haben wir in der Vereinssitzung über ein gemeinsames Konzept für die Einhaltung der Kinderschutzrichtlinien unserer beiden Organisationen diskutiert und darüber abgestimmt. Das Ergebnis: Alle Beteiligten nahmen den Antrag durch ihre Unterschrift als verbindlich an. (Kinderschutzrichtlinien)

Zum Abschluss der Sitzung händigte ich Material aus, um über partnerschaftliches Zusammenarbeiten, gegenseitige Erwartungen und Vorstellungen mit den Mitgliedern der Foundation ins Gespräch zu kommen.

Workshop: „How to handle kids?“

Die Kinderschutzrechte wollen wir an der Schule in Boabeng unbedingt einhalten. Deshalb werde ich mich – nach meiner Rückkehr – mit den Mitgliedern einer vergleichbaren deutschen Organisation absprechen, die auch eine Schule in Ghana unterstützt.

Unser Ziel: Mit Mr. Boadi habe ich vereinbart, dass wir bei meinem nächsten Besuch im Herbst 2022 einen Workshop zum Thema „How to handle kids“ (Wie gehen wir am besten mit Schulkindern um?) für Lehrer* und Eltern anbieten werden.

Abschied von Marla, den Lehrerinnen und den Kindern

Meine Tochter Luisa und ich hatten eine tolle und in jeder Hinsicht bereichernde Zeit mit unserer Volontärin Marla, die uns sehr ans Herz gewachsen ist. Wir bewundern sie für ihre Gelassenheit, ihre Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Unkompliziertheit, Empathiefähigkeit und ihren Humor als auch für ihre Bestimmtheit und Klarheit. Sie ist eine sehr geschätzte und beliebte Bewohnerin der Community Boabeng und eine wertvolle Freundin der Lehrerinnen.

Wir würden uns freuen, wenn die Gemeinde und das Heritage Projekt noch viele weitere Volontärinnen wie Marla in Boabeng begrüßen kann. (So können Sie aktiv werden)

Wiedersehen im Herbst 2022 geplant

Nach 17 Tagen in Boabeng fiel uns der Abschied von den herzlichen Menschen wirklich schwer. Auch meine Tochter Luisa hatte kleine und große Freunde gefunden…

Mit Marla, Mr. Boadi und den Lehrerinnen bleiben wir wie in den vergangenen zwei Jahren weiterhin regelmäßig in Kontakt – über Mails, Sprachnachrichten, Fotos und Videos. Und ich freue mich jetzt schon auf unser Wiedersehen im Herbst 2022.


Seit Januar 2023 macht Natacha PR und Marketing für die Heritage Schule.

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